Antiquitäten - Frühgeschichte - Gerichtsbarkeit
Gerichtsbarkeit: Richtbeil, vermutlich Österreich 17. Jahrhundert. Großes eisengeschmiedetes Blatt mit halbmondförmiger Schneide und mittig stehender Tülle, im Kopfbereich kantig (partiell beschliffen) mit Alters- und Korrosionsspuren. Das Blatt auf einer Seite mit kreuzförmig eingeschlagenen Zeichen. Breite des Blattes 34cm. Am passend ergänzten Rundholzschaft. Länge 116cm. Z 2-3
Gerichtsbarkeit: Richtschwert, Historismus im Stil des 17. Jahrhundert. Gute Arbeit des Historismus um 1890. Breite, zweischneidige Klinge mit gerundeter Spitze. Beidseitig in der ersten Hälfte Ätzgravur mit lateinischem Sinnspruch, bekröntem Wappenschild und Justiz-Symbolik mit Galgen und Rad. An der Klingenwurzel eingeschlagene Inventarnummer. Eisengeschwärztes Gefäß mit waagrechter Parierstange und Kugelknauf, Holzgriff mit Messingdraht. Länge 112cm. Altersspuren. Z 2- Gute Qualität
Gerichtsbarkeit: Richtschwert, vermutlich Österreich 17. Jahrhundert. Breite, zweischneidige Klinge mit abgeflachter Spitze und deutlichen Altersspuren. Beidseitig in der ersten Hälfte messingtauschierte Justiz-Symbolik mit Galgen, Rad und anderen Zeichen. Gefäß mit waagrechter, facettierter Parierstange und Kugelknauf mit Knäufchen, Hilze mit alter Messingdrahtwicklung und Türkenbünden. Länge 108cm. Altersspuren. Z 2-3 Hinweis: Vermutlich eine Oberösterreichische Arbeit aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Schutzwaffen und Rüstungen - Antique Armour
Bedeutender Eisenhut, Landshut/Deutschland um 1480 - ehemals Sammlung Ludwig Roselius Bremen. Einteilig und homogen halbkugelig geschmiedete Glocke mit waagrechtem, eingeschnittenem Augenschlitz. Vorderseitig gegratet, auf der Stirn beginnender zentral laufender, niedriger Kamm, im Nacken auslaufend. Elegantes, punziertes Punkt-Linienband zu beiden Seiten des Kamms und umlaufend unterhalb des Augenschlitzes. Zu Beginn der leicht schräg abstehenden Krempe taillenartig eingezogen. Auf der linken oberen Glockenseite kleine Schadstelle, im Nacken und vorderseitig kleine alte Reparaturstelle. Im Nacken sauber eingeschlagene Landshuter Beschaumarke. Glatter, gebörtelter Rand. Umlaufende, halbkugelige Futternieten. Innenseite mit typischem, ausgeprägtem Hammerschlag. Leicht korrodierte Oberfläche. Altersspuren, leichte Patina. Höhe 24cm. Gewicht rund 2,3kg. Z 2- Bedeutender spätgotischer Helm mit Provenienz: circa 1935 Erwerb von Ludwig Roselius Bremen, 2004 versteigert in einem deutschen Auktionshaus, zuletzt in einer namhaften süddeutschen Industriellensammlung. Zur Sammlung Roselius siehe Bericht im DWJ, Heft 8 in 1970, Seite 619ff, Wandseite rechts oberhalb des Treppenaufgangs. Der Helm ist abgebildet im Ausstellungskatalog "Landshuter Plattnerkunst", Stadtmuseum Landshut 1975, Seite 50, Nr. 14. Die Landshuter Beschaumarke ist verzeichnet in der Übersicht Seite 16, Nr. 4. Anmerkung: Von diesem spätgotischen Helmtyp existieren nur wenige Exemplare in europäischen Museen, die mit zentralen Sehschlitzen und in varianter Form häufig in die Zeit 1460-1480 datiert wurden. So beispielsweise ein Helm von ähnlicher Form in der Rüstkammer der Churburg (Innsbruck um 1460). Im Landshuter Ausstellungskatalog vor 50 Jahren wurde der Helm spät datiert um 1500. Im Vergleich mit Schallern von Landshuter Plattnern aus der Zeit um 1475 sprechen mehrere Faktoren für eine Arbeit aus der Werkstatt von Mathes Deutsch (circa 1475-1497). An extremely rare type of helmet, made in one of the leading German armour-making centers of the late Middle Ages, Landshut, South Bavaria circa 1480. Provenance: from the former Ludwig Roselius (1874-1943) arms collection.
Brust- und Rückenstück einer maximilianischen Rüstung, deutsch Nürnberg um 1525. Qualitätvoll geschmiedete, gewölbte Brust mit Riefeldekor und geradem, kräftigem Halswulst. Eingeschlagene Nürnberger Beschaumarke. Geschnürlte Ränder. Die eingesetzten beweglichen Armausschnitte mit eisengeschnittenen Riemenschnallen. Vertiefte Zierleisten. Zwei Lochungen für einen aufschraubbaren Rüsthaken. Glattes, vertieftes Taillenstück mit vier vernieteten Bauchreifen mit Schambogenansatz. Innenseitig sichtbarer Hammerschlag und eine weitere eingeschlagene Marke. Einteilig geschmiedetes Rückenstück in gleichem Riefeldekor mit geschnürlten Randwülsten und vertieften Zierleisten. Sauber eingeschlagene Beschaumarke der Stadt Nürnberg. Seitlich angenietete Taillenstücke. Angenieteter, mittig eingezogener Gesäßreifen. Lederriemen. Innenseitig gut sichtbarer Hammerschlag. Altersspuren, Patina. Z 2- Zusammengehöriges Set von guter Qualität aus Nürnberger Fertigung, selten im Handel, Hauptbestandteile einer Rüstung. Provenienz: aus einer namhaften österreichischen Sammlung. Vergleichbare Exemplare im Bestand des Münchner Stadtmuseum, R.Wackernagel, Das Münchner Zeughaus, Seite 80, 83. A matching set of a breast and back plate in Maximilian fashion for a full armour, German Nuremberg circa 1520-30.
Deutsche Schaller mit Visier um 1480 - ex Sammlung Ludwig Roselius Bremen. Einteilig geschlagene Glocke mit flachem Mittelgrat, beginnend auf der Stirn und auslaufend in den spitz zulaufenden Nackenschirm. In den seitlichen Wangenbereichen leicht eingezogen. Aufschlächtiges, gegratetes Visier mit abgeflachter Aussparung als waagrechter Sehschlitz, einteilig geschmiedet. Die Visierstege in blütenförmigem Eisenschnitten gearbeitet und graviert, die Scharniernieten blütenförmig geschnitten mit leichtem Kreisaugendekor. Seitliche Arretierung durch Federsperre mit Druckknopf, innenseitig angebrachte Inventarmarke. Gebörtelter und geschnürlter Rand. Umlaufende Futternieten, zwei fehlend. Innenseite mit typischem, ausgeprägtem Hammerschlag. Leicht korrodierte Oberfläche mit Altersspuren und einheitlicher Patina. Klassische Form mit aufschlächtigem Visier von guter Qualität und besonderer Provenienz. Länge 39,5cm, Breite 22cm. Z 2-3 Die Provenienz läßt sich über mehrere Besitzer nachweisen: um 1900 in der Sammlung Grafen Khevenhüller Österreich, danach Schedelmann München, 1925 Kunsthandlung Julius Böhler München, 1938 Erwerb von Ludwig Roselius Bremen, zuletzt in einer namhaften deutschen Industriellensammlung. In den historischen Unterlagen der Kunsthandlung Böhler ist vermerkt, dass der damalige Direktor des Bayerischen Armeemuseums Hans Stöcklein zum Helm ein Gutachten erstellte. Historische Aufnahmen aus den 1930iger Jahren bestätigen den Helm. Siehe hierzu auch ein Bericht im DWJ, Heft 8 in 1970, Seite 619ff. Typgleiche Stücke mit aufschlächtigem Visier und ebenso geschnittenem Visiersteg und Federdruckverschluß (Inv.Nr. Z-XIV/5) befinden sich u.a. in der Sammlung des Münchner Stadtmuseums und im MET New York mit der Nummer 04.3.226. Vgl. Europäische Helme, Müller/Kunter, Seite 136. Und G.Stone, A Glossary of..., page 537, no. 4. A rare German Sallet circa 1480, forged from a single piece and with a partly engraved visor.
Ein Paar Diechlinge, deutsch oder Italien um 1560. Ein fast gleiches Paar eisengeschmiedeter Oberbeinzeuge, blank mit leichtem Mittelgrat und gebörteltem und geschnürltem Rand, oberseitig mit vertiefter Zierleiste und Befestigungslöchern für Belederung. Seitlich je eine Riemenschnalle und ein Lederriemen. Geschobene Kniebuckel (beide Seiten unterscheiden sich durch einen Schub) mit Kniekacheln (innenseitig je eine Befestigungsschnalle). Leichtes Zierliniendekor. Innenseitig klassischer Hammerschlag und die Kennzeichnung "N 5". Leichte Altersspuren. Z 2 Originale Diechlinge für einen Dreiviertelharnisch ohne langes Beinzeug.
Ein Paar Eisenschuhe, deutsch um 1550. Eisengeschmiedet und mehrteilig, beweglich gearbeitet. Vorderfuß oberseitig gegratet und vierfach geschoben. Im Bereich des Sprunggelenks im Scharnier aufklappbar. Geschnürlter und gebörtelter Rand. Die umlaufenden Eisenkopfnieten mit Beriemungsresten. Altersspuren, Patina. Länge 32cm. Z 2- Seltene originale Exemplare, die aufgrund der Form hauptsächlich zu den sog. halben Beinzeugen getragen wurden, die rückseitig offen waren. Provenienz: aus einer namhaften österreichischen Sammlung. Vgl. V.Poschenburg, Schutz- und Trutzwaffen des Mittelalters, 109 und 112.
Ein Paar Hentzen mit Ätzung, Italien um 1580. Geschlossene Stulpen mit vertiefter Randleiste und geschnürltem, gebörteltem Rand. Vierfach geschobener Handrücken mit geschnürltem Knöchelwulst. Anscharnierte Daumen und geschobene Finger. Florale Zierätzung vermutlich im 19. Jahrhundert hinzugefügt. Altersspuren, Patina. Z 2-3
Eiserner Fechtschild, Norditalien Ende 16. Jahrhundert. Leicht gewölbter, einteilig geschmiedeter Faust- oder Fechtschild mit abgestufter, geschnürlter Randleiste, gebörteltem Rand und erhaben getriebenem Blütendekor. Mittig kleiner Schildbuckel. Rückseite mit altem Griffholz in zwei vernieteten Eisenhalterungen. Erhabene Stellen ehemals blank, vertiefte Stellen wohl ehemals geschwärzt. Durchmesser 36cm. Z 2- An iron circular fighting shield, north italy circa 1600
Eisernes Rundschild, Italien Ende 16. Jahrhundert. Gewölbtes, eisernes Rundschild mit gebörteltem Rand und umlaufenden eisernen Futternieten. Oberseitig ein schlichtes, strahlenförmiges Dekor. Die leicht erhabene Mitte mit kleinem Vierkantdorn auf eiserner Rosette. Innenseite mit Resten von Leder, vier einzelne Halterungen (wohl später) für ein Griffleder, schauseitig mit vier abgeflachten Kugelköpfen. Die Oberseite leicht narbig und korrodiert mit Patina. Durchmesser 55cm. Z 2-3
Flügeltartsche, vermutlich Ungarn Ende 16.Jahrhundert. Hochrechteckiger, flügelförmiger Holzkorpus mit Leder bezogen, konvex gewölbt und an der linken Oberseite mit einer kleinen Einbuchtung. Die Vorderseite trägt in schräg laufenden, rot-weiß aufgemalten Streifen die heraldischen Farben Oberungarns, umgeben von einer aufgemalten braunen Randbordüre. Insbesondere in den bemalten Bereichen zeigt sich in der Farboberfläche eine deutliche Rissbildung. Vorderseitig sind zudem fünf verzierte, dunkel angelaufene Metallscheiben (Messingblech?) mit eiserner Vernietung sichtbar, die rückseitig Reste der ledernen Griffe und Riemen halten. Beide Seiten und die Kanten des Schilds zeigen neben Rissbildung und Altersspuren eindeutige Merkmale einer Reinigung, Restaurierung und stellenweise Festigung der Oberfläche durch eine Form eines Klarlacks. Der Umfang der Restaurierung erschwert die zeitliche Einstufung des Schildes. Höhe circa 84cm. Breite circa 35cm. Z 2-3 Provenienz: aus einer namhaften österreichischen Sammlung. Flügeltartschen unterscheiden sich ihrer Form nach in frühe und späte Ausführungen, die zwischen der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts bis sicherlich um 1600 (und später) verwendet wurden, so beispielsweise als Teil der Ausrüstung der osteuropäischen bzw. polnischen oder moskowitischen Reiterei. Diese Art von Schilder fanden auch bei der leichten ungarischen Kavallerie über 200 Jahre mit geringfügigen regionalen Adaptionen Verwendung. Eine Vielzahl von Flügeltartschen finden sich in Museen in Österreich, Ungarn und Polen, wie dem Kunsthistorischen Museum Wien, auf Schloss Ambras, aber auch im MET New York mit der Flügeltartsche des Tänzl von Trazberg und Rindscheit um 1500. Vergleiche Dr. Beuing/W.Augustyn, Schilde des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, Seite 18.
Gesäßschutz eines Prunk-Harnisches, Frankreich oder Italien um 1630. Fünffach geschobener Gesäßschutz mit geschweiften Rändern und vergoldeten, floralen Zierdekorleisten. Gebörtelter, geschnürlter Rand und Messingkopfnieten und geschweifter erhabener Zierleiste im obersten Schub. Seitlich schlüssellochartige Öffnungen zum Einhängen an den Rücken. Z 2- Gute gehobene Qualität
Geschlossener Helm mit maximilianischen Riefeldekor, deutsch um 1520-30. Visierhelm. Einteilig geschmiedete, formschön ausgeführte Glocke mit Riefelung im maximilianischen Dekor. Über der Stirn beginnender, niedriger und in den Nacken laufender, geschnürlter Doppel-Kamm. Aufschlächtiges einteilig geschmiedetes Blasebalg-Visier mit langen Augenschlitzen und vierreihigen kurzen Atemschlitzen, Loch für den Hubknebel verschlossen, gefederte Arretiertung mit geschnittenem Druckknopf. Aufschlächtiges Kinnreff mit seitlich federgesperrter Arretierung mit Druckknopf. Dreifach geschobener, breiter Nackenschutz mit Riefeldekor. Federbuschtülle. Eiserne Futternieten. Geschnürlter, gebörtelter Rand mit umlaufender, vertiefter Zierleiste. Patina, partiell korrodiert und Altersspuren, im Kamm geringe, kleine Durchrostungen. Z 2-3 Provenienz: aus einer namhaften österreichischen Sammlung. Dieser klassische Helm dürfte einer der wenigen ursprünglich geschwärzten Exemplare sein. Die sog. maximilianischen Helme existieren in einer Vielzahl varianter Glocken- und Visierformen und sind in einigen Museen in Deutschland, USA und Österreich vertreten. Siehe L. Bocchia, Museo Stibbert a Firenze, Band 2, Nr. 42.
Geschlossener Helm mit maximilianischen Riefeldekor, deutsch um 1530. In der Art einer geschlossenen Sturmhaube. Einteilig geschmiedete Glocke der frühen Form mit Riefelung im maximilianischen Dekor, kleinere Fehlstellen. Lochungen für Helmzier und Futter. Über dem Augenschirm beginnender, niedriger und in den Nacken laufender Doppel-Kamm. Aufschlächtiger Augenschirm und abklappbares Visier mit Atemschlitzen, arretiert im aufschlächtigem Kinnreff. Patina, partiell korrodiert und Altersspuren, kleinere Durchrostungen, angelaufener Schutzlack ungereinigt. Z 3 Seltene Helmform, gut zu reinigen. Provenienz: aus einer namhaften österreichischen Sammlung, davor laut Inventarliste aus einem böhmischen Schloss nahe Prag.
Geschlossener Helm, süddeutsch um 1530. Visierhelm. Spätmaximilianische Helmform mit einteilig geschmiedeter Glocke und niedrigem, mittig vertieftem Kamm, geschnürlt, seitlich vertiefte Zierleisten. Im Kamm eine Lochung, in der Glockenseite je eine Doppellochung zur Befestigung von Innenfutter. Aufschlächtiges, einteilig gearbeitetes Visier mit Augenschlitzen, gefächertem Nasenspitz mit Doppellochungen und Hubknebel, seitlich federgesperrter Drücker. Aufschlächtiges Kinnreff mit Hakensperre und gefedertem Drücker. Aufgenieteter, zweiteiliger Halsschutz mit gewelltem Oberrand und geschnürltem Halswulst. Im Nacken Doppellochung für eine Federbuschtülle. Innenseitig gut sichtbarer Hammerschlag. Eiserne Kugelkopfnieten. Alte, kleine Reparaturstelle. Patina. Z 2- Gute alte Qualität von eleganter Formgebung, gut zu reinigen. Provenienz: aus einer süddeutschen Industriellensammlung. A. Dufty, European Armour in the Tower of London, Tafel 17, Nr. II.4. Und Wallache Collection, Band 1, Plate 71, Nr. 161.